Gemeinsam auf Reisen – Neue Perspektiven oder Konfliktpotential?

Unterwegs zu sein, weit weg von zu Hause, in unbekannten Gegenden – das kann spannend und inspirierend sein und neue Eindrücke oder Ideen hervorbringen; oder es kann nervig sein, weil man sich nicht auskennt und vielleicht lieber im eigenen Revier umherstreift. Doch meist ist es praktischer mit anderen zu reisen als allein. Denn wer passt sonst auf den großen Koffer am Flughafen auf, wenn man mal zur Toilette muss? Oder wer schaut nach einem anderen Abfahrtsgleis am Bahnhof, wenn mal wieder ein Zug ausfällt? Und mit wem kann man seine Erlebnisse und Pläne unterwegs besprechen?

Wenn man nicht gerade allein unterwegs sein will, sollte man sich über ein paar Kleinigkeiten bewusst sein:

Die Dienstreise

Je nach dem, aus welchem Anlass man reist, ist man mit einer bestimmten Anzahl an Leuten unterwegs. Bei Dienstreisen kann das die Kollegin oder der Chef sein, bei Privatreisen der Partner oder die beste Freundin. Aber auch zusammengewürfelte Gruppen auf einer Tagung oder Exkursion finden sich meist in gesprächsfreundlichen Kleingruppen zusammen, zu zwei oder drei Personen. Das ist praktisch, weil man sich nicht auf viele Menschen gleichzeitig konzentrieren muss und damit eine enge Beziehung zum Gegenüber aufbaut, die auch bei späteren Treffen bestehen bleibt. Man erinnert sich besonders an gemeinsam überwundene Hindernisse, wenn z.B. alle Cafés schon geschlossen haben und man doch noch in einer Seitenstraße einen kleinen Kiosk findet, an dem der Besitzer einem alles Wissenswerte über „seine“ Stadt näher bringt.

Die richtige Gruppengröße

Bei Wanderungen und Exkursionen ist eine Gruppengröße von zwei bis sechs Leuten optimal. Allein in die Natur aufzubrechen ist nie eine gute Idee, auch wenn heutzutage selbst in abgelegenen Gebieten oftmals Mobilfunkempfang besteht. Aber wenn die Technik mal ausfällt, hat man zu zweit immer noch eine Absicherung parat. Geht es mit dem Zelt, Kochausrüstung und Proviant für mehrere Tage auf Tour, kann man zu mehrt das Gewicht auf viele Schultern teilen. Das funktioniert aber nicht unbegrenzt, denn je mehr Leute es werden, umso mehr Ausrüstung braucht man letztlich auch. Außerdem ist es mit größeren Gruppen schwieriger sich auf einen gemeinsamen Plan zu einigen, sei es das Reiseziel, die Pausen oder der Speiseplan.

Kompromisse oder neue Möglichkeiten?

Denn Kompromisse muss man eingehen, wenn mehrere Personen und unterschiedliche Vorstellungen beteiligt sind. Das ist aber nicht tragisch, denn auf diese Weise lernt man auch neue Perspektiven und vielleicht ungeahnte Orte kennen. Sich gemeinsam zu irren kann lustiger sein, als allein alles nach Plan abzuarbeiten. Der eine will auch mal einen Tag Strandurlaub machen, die andere lieber Abenteuer im Hochgebirge erleben oder jemand will auch einmal Kitesurfen ausprobieren. Eine Reise ist daher auch eine Minibeziehung, in der man mit anderen viel länger als im Alltag klar kommen muss und deshalb sind Freiräume und Verständnis füreinander wichtig.

Die Finanzen

Auf jeden Fall ist auf die finanzielle Planung zu achten! Denn so schön die Reise auch gewesen ist, wenn am Ende einer alles bezahlt und die anderen streitet alles ab, kann das sehr unangenehme Kleinkriege auslösen, selbst unter besten Freunden. Deswegen müssen Ausgaben für die Gruppe aufgeschrieben werden. Das heißt nicht, dass man nicht auch einmal jemanden einladen kann oder jedes eigene Souvenir penibel dokumentieren muss. Allerdings ist es einige Zeit später auch schön zu wissen, wie viel einen der Spaß insgesamt gekostet hat und daran kann man sich auch für die nächste Reise orientieren.

Wen mitnehmen?

Unterwegs muss man sich auf Menschen verlassen können. Gleichzeitig hängt man ständig aufeinander. Das kann zu Konflikten führen und nicht umsonst trennt sich so manches Paar im Urlaub. Aber auch andere Reisegemeinschaften können daran zerbrechen. Deshalb ist es immer gut, wenn man die Mitreisenden sehr gut kennt und weiß, wo ihre Stärken und Schwächen liegen.

Manchmal findet sich aber niemand im engeren Freundeskreis, der genauso gern den Kilimandscharo bezwingen würde oder gerne einmal mit Haien tauchen würde. Vielleicht kann der Lebenspartner mit dem eigenen, großen Traum nichts anfangen. Doch dann trifft man jemanden, der genau das auch gerne machen würde – aber mit Fremden reisen? Wer sich auf den ersten Blick nicht sympathisch ist, sollte es dann auch bleiben lassen. Aber wenn die Chemie stimmt, sollte man das Abenteuer wagen mit einem „Fremden“ loszuziehen, bevor man sich für immer vorhält, diesen großen Traum verpasst zu haben. Denn oftmals passen sich Menschen ganz automatisch aneinander an, wenn sie ein gemeinsames Ziel haben. Und außerdem kann genau daraus eine intensive Freundschaft oder auch mehr werden. Dennoch: merkt man nach einigen Konflikten unüberbrückbare Probleme, ist es besser die Reise abzubrechen oder jemand anderen zu suchen. Deshalb sind bei unbekannten Mitreisenden größere Gruppen gut, damit man Ausweichmöglichkeiten hat, falls man wirklich mit einer bestimmten Person absolut nicht auskommt. Denn wie gesagt: man muss sich aufeinander verlassen können.

Ein paar weitere Erfahrungen finden sich auch auf dieser Webseite zu bekannten und exotischen Orten.

Ein Text von Martin Winter

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